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Übersetzungsproblem (Xen. Apol. 9)
 
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Carolus magnus
Gast





BeitragVerfasst am: 02. Jan 2010 23:27    Titel: Übersetzungsproblem (Xen. Apol. 9) Antworten mit Zitat

Das ist der Text aus der Xenophons Aplogie des Sokrates:

[9] ... ἐγὼ ταῦτα οὐδὲ προθυμήσομαι, ἀλλ᾽ ὅσων νομίζω τετυχηκέναι καλῶν καὶ παρὰ θεῶν καὶ παρ᾽ ἀνθρώπων, καὶ ἣν ἐγὼ δόξαν ἔχω περὶ ἐμαυτοῦ, ταύτην ἀναφαίνων εἰ βαρυνῶ τοὺς δικαστάς ...

Genaugenommen weiß ich nicht genau, wie ich den hervorgehobenen Teil verstehen soll. Besonders das νομίζω gibt für mich keinen Sinn. Außerdem habe ich Probleme, dass ἣν auf etwas zu beziehen.
Hat jemand eine schlaue Idee, die mir weiterhelfen könnte?
greekster
Aedilis


Anmeldungsdatum: 20.07.2008
Beiträge: 110
Wohnort: mittlere Großstadt

BeitragVerfasst am: 03. Jan 2010 19:32    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Carolus Magnus,

soweit ich den Satz verstehe, ich muss zugeben, noch nie Xenophon gelesen zu haben..., würde ich sagen, dass man νομίζω mit "ich glaube" übersetzt, ἣν würde ich auf ταύτην beziehen, weil es sich meiner Meinung nach um einen vorgezogenen Relativsatz handelt, möglicherweise müsste man δόξαν sogar in den ταύτην ἀναφαίνων-Satz mit hineinziehen, die Griechen neigen ja manchmal dazu die Wörter, von denen Relativsätze abhängen, in die Relativsätze hineinzuziehen...

Ich hoffe, dass das die Sache etwas erhellt hat, wenn du immer noch Probleme hast, kannst du ja einen Übersetzungsvorschlag hier einstellen und dann kann man ja nochmal gucken, wo es hakt.

LG Greekster Winkend
Carolus magnus
Gast





BeitragVerfasst am: 05. Jan 2010 16:34    Titel: Antworten mit Zitat

Ich glaube ich habe den Satz jetzt verstanden. Ich denke, das νομίζω ist nur eingeschoben, wie auch οιμαι öfter verendet wird.
Ziemlich wörtlich übersetzt:

Aber aufzeigend, wenn ich die Richter bedrücke, dass ich große, wie ich meine, Wohltaten von den Göttern und Menschen erhalten habe, und diese Meinung, die ich von mir habe, ...
Carolus magnus
Gast





BeitragVerfasst am: 05. Jan 2010 16:36    Titel: Antworten mit Zitat

Ich glaube ich habe den Satz jetzt verstanden. Ich denke, das νομίζω ist nur eingeschoben, wie auch οιμαι öfter verendet wird.
Ziemlich wörtlich übersetzt:

Aber aufzeigend, wenn ich die Richter bedrücke, dass ich große, wie ich meine, Wohltaten von den Göttern und Menschen erhalten habe, und diese Meinung, die ich von mir habe, ...
greekster
Aedilis


Anmeldungsdatum: 20.07.2008
Beiträge: 110
Wohnort: mittlere Großstadt

BeitragVerfasst am: 05. Jan 2010 17:23    Titel: Antworten mit Zitat

Also meiner Meinung nach ist νομίζω nicht einfach nur eingeschoben, denn dann hätte das der Editor vermutlich kenntlich gemacht...und ich kenne mich mit Xenophon wie gesagt jetzt nicht so aus, aber das mit dem οιμαι ist eigentlich oft bei Platon zu finden...gut, Xenephon und Platon waren Zeitgenossen und beide Schüler des Sokrates...
aber was ganz entscheidend dafür spricht, dass νομίζω nicht einfach nur eingeschoben ist, ist die Tatsache, dass τετυχηκέναι Infinitiv Perfekt ist, was bedeutet, dass es nicht wie in deiner Übersetzung als finites Verb stehen kann, sondern von νομίζω abhängen muss.

Desweiteren empfehle ich dir, ἀλλ᾽ mit "sondern" zu übersetzen, weil es nach verneinten Ausdrücken immer "sondern" heißt.
Außerdem ist der νομίζω τετυχηκέναι- Teil direkt von ἀλλ᾽ abhängig und nicht einem einem ἀναφαίνων...um so etwas zu vermeiden, ist es empfehlenswert, auch wenn du die Übersetzung zB einem Korrektor vorlegen willst, weil der es dann leichter hat, chronologisch zu übersetzen, weil man bei gewissen Autoren dann mit dem Textzusammenhang besser klarkommt.

So ich hoffe, das hat weitergeholfen
LG Greekster
Carolus magnus
Gast





BeitragVerfasst am: 07. Jan 2010 16:46    Titel: Antworten mit Zitat

Es könnte schon stimmen, dass das τετυχηκέναι nur von νομίζω abhängig ist. Es passt vom Kontext aber besser, wenn man das ἀναφαίνων auf beides bezieht, wie es auch in den beiden (englischen) Übersetzungen gemacht wird, die ich gefunden habe. Die sind aber auch relativ frei, sodass ich mich nicht auf diese verlassen möchte. Wäre es nicht doch möglich, dass der Infinitiv von ἀναφαίνων abhängig ist, quasi als AcI, bei dem der Akkusativ wegen des τετυχηκέναι zu einem Genitiv geworden ist?

Was mögliche Kommata beim νομίζω angeht, wäre noch zu erwähnen, dass es sich um eine englische Edition (von perseus.tufts.edu), wo mit Kommata eben nach der englischen Grammatik recht sparsam umgegangen wird.

Trotzdem Danke für deine Hinweise!
greekster
Aedilis


Anmeldungsdatum: 20.07.2008
Beiträge: 110
Wohnort: mittlere Großstadt

BeitragVerfasst am: 08. Jan 2010 13:53    Titel: Antworten mit Zitat

Das Problem ist, dass die Verben des Glaubens und Sagens, zu denen auch νομίζω, kein sogenanntes prädikatives Partizip, als welches ἀναφαίνων dann zu verstehen wäre, nach sich ziehen, sondern nur einen AcI oder NcI.

Zudem bin ich der Meinung, dass der ἀλλ᾽ ὅσων νομίζω τετυχηκέναι καλῶν καὶ παρὰ θεῶν καὶ παρ᾽ ἀνθρώπων-Satz einen Gegensatz zum verhergegangenen ἐγὼ ταῦτα οὐδὲ προθυμήσομαι bilden soll, darauf deutet das οὐδὲ hin.

Und die Sache mit der englischen Übersetzung, wo es umgedreht ist...weiß ich ehrlich gesagt nicht so recht, ob das ein gutes Argument ist, denn ich bin gerade an Platons Politeia dran, welche ja Schleiermacher ehrenwürdigerweise übersetzt hat, aber ich muss sagen, was der Mann manchmal der Logik halber aus einem einzigen Wort macht, sucht wirklich seinesgleichen; da fragt man sich dann anhand des Originaltextes wirklich, wie man nur darauf kommen kann.
Ich nehme mal verstärkt an, dass auch die englischen Altphilologen vor solch logischen Maßnahmen wahrscheinlich nicht gefeit sind; gerade, wenn es sich um eine ältere Übersetzung handelt...
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