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woosh Gast
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Verfasst am: 13. Nov 2010 08:17 Titel: |
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Also ich hab an drei Unis in drei verschiedenen Bundesländern studiert: Bayern, Sachsen und Rheinlandpfalz. Und in allen dreien war das Graecum (das variierte zwischen Kursen von 3 Semester und Kursen von zwei Semestern inkl. Semesterferien) vorgeschrieben.
An allen drei Unis war es auch so, dass man erst 1 oder 2 Sprachkurse gemacht hat in denen die grundlegende Grammatik noch einmal durchgenommen hat und anschließend dann noch entweder 1 oder 2 Stilübungskurse kamen. Da die Kurse ja aufeinander aufbauen, hat man die ja auch nicht alle gleichzeitig sondern jeweils einen pro Semester gemacht. Das finde ich persönlich echt nicht zu viel verlangt.
Ich brauche meine Ordner regelmäßig, um vernünftige Texte für Klassenarbeiten von Deutsch auf Latein aufzusetzen, da ich keine vorgefertigen Texte aus dem Schulbuch nehme. Das könnte ich sicher nicht, wenn ich im Studium nur gelernt hätte von Latein auf Deutsch zu übersetzen aber nicht vice versa. Latein funktioniert ja nicht von in eine Richtung in die andere. Ich bin zumindest der Meinung, ein Lehrer MUSS die Sprache auch aktiv beherrschen und nicht nur passiv.
Was das Graecum angeht, da scheiden sich die Geister. Ich habe auch geflucht, als ich es machen musste, aber im Nachhinein muss ich sagen, dass es mir wirklich was gebracht hat, um die lateinische Grammatik besser zu verstehen - immerhin ist die ja zu großen Teilen aus dem Griechischen entstanden. Ich muss aber auch zugeben, dass ich immer wieder mal in Platon oder Xenophon reinschaue und aus Spass paar Sätze übersetze, um es einfach nicht ganz zu vergessen. Eine Sprache bleibt nunmal nur im Kopf, wenn man sie regelmäßig verwendet.
Ein Streber war ich ganz sicher auch nicht. Dazu hat Leipzig viel zu viele Ablenkunsmöglichkeiten, aber mir haben beide Sprachen und die Kultur Spass gemacht, von daher hab ich mich auch nie über das Niveau der Stilübungen aufgeregt. Ich fand das prima. Es ist Arbeit, keine Frage, aber es war ja nur zu meinem persönlichen Nutzen.
Ich bin 2005 aus Leipzig weg. Also ich war grad noch so bei den letzten bevor alles auf Bachelor umgestellt wurde. Von daher weiß ich nicht, was sie für Bologna zusammengebastelt haben.
Was ich aber durchaus sagen kann ist, dass kaum eine Uni in Deutschland wirklich auf den Lehrerberuf vorbereitet. Dazu sind die Unis einfach nicht ausgelegt. Man kann nicht Magister- und Lehramtsstudenten gleichzeitig in Seminaren unterrichten und dann erwarten, dass die Magister am Ende total gut forschen können und die Lehrer total gut unterrichten können. Man hat sich halt einfach irgendwann auf die Magisterschiene geeinigt und die Lehrer können schauen wo sie bleiben.
Meines Erachtens wäre es viel sinnvoller beide Studiengänge voneinander zu trennen und eine eigene Hochschule für Lehrer einzuführen, das wird aber in diesem Leben mit dieser Regierung nicht passieren, also muss man das beste draus machen. Und das kann man in Leipzig allemal |
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Sinistrasi Gast
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Verfasst am: 13. Nov 2010 19:12 Titel: |
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Zitat: | An allen drei Unis war es auch so, dass man erst 1 oder 2 Sprachkurse gemacht hat in denen die grundlegende Grammatik noch einmal durchgenommen hat und anschließend dann noch entweder 1 oder 2 Stilübungskurse kamen. Da die Kurse ja aufeinander aufbauen, |
Sprachkurse = Stilübungen? dann würde sich das nicht mit dem decken, was ich in Leipzig gemacht habe und ich finde es schon einen ziemlichen Unterschied, ob man 3 oder 4 machen muss zumal sich auch das Niveau in den Stilübungen nach dem, was ich bisher gehört habe, MASSIV unterschied...
wir haben in Stil II eine Studentin gehabt, die aus Marburg kam und meinte, das wäre Marburger stil III-Niveau... *schulterzuck*
ist mir auch wurscht... ich liebe Leipzig, ich habe dort auch gerne studiert und an der Uni später auch gearbeitet kurze Zeit... aber bei diesem fantastischen erzkonservativen Prof würde ich NIE wieder studieren wollen...
ich bin übrigens später weg,... aber auch noch mit Staatsexamen... dann dürften wir uns auch nicht kennen ...
sinistra |
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Goldenhind Administrator
Anmeldungsdatum: 28.03.2006 Beiträge: 1085 Wohnort: Bremen
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Verfasst am: 13. Nov 2010 21:04 Titel: |
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Also ich habe zwar kein Latein studiert, aber ich möchte Woosh ausdrücklich recht geben, dass ein Lateinlehrer unbedingt auch aktiv die lateinische Sprache beherrschen können sollte.
Ich habe die starke Vermutung, dass der rein auf das passive Beherrschen des Lateinischen ausgerichtete Unterricht dazu führt, dass die Schüler am Ende ihrer Schulzeit Latein passiv schlechter beherrschen, als wenn sie es auch aktiv gelernt hätten.
Ich hatte in der Schule jeweils 5 Jahre lang Französisch (von der 7.-11. Klasse) und Latein (von der 9.-13., abgeschlossen mit großem Latinum). In Französisch, das wir natürlich vor allem aktiv gelernt haben, haben wir bereits im vierten Lernjahr angefangen ganze Bücher zu lesen. Nach den 5 Jahren war ich in der Lage, Bücher von Stendhal, Dumas, Camus u.a. flüssig im Original zu lesen.
Im Lateinunterricht haben wir nie ganze Bücher gelesen, sondern bis zum Schluss immer nur kurze Abschnitte übersetzt. Ich möchte behaupten, dass am Ende der 13. Klasse (und in meinem Leistungskurs waren hauptsächlich Leute, die schon seit der 7. Klasse Latein hatten) niemand von uns in der Lage war, einen lateinischen Originaltext einfach zu lesen und so zu verstehen, dass man ihn mit eigenen Worten hätte wiedergeben können. Bis heute lese ich lateinische Texte nur in zweisprachigen Ausgaben und eigentlich erst dadurch, dass ich nach der Schulzeit u.a. die komplette Aeneis und die Metamorphosen gelesen habe, komme ich so langsam an den Punkt, da ich auch einen lateinischen Text wirklich lesen kann.
Es ist vermutlich so, dass Latein (für einen Deutschmuttersprachler) schwieriger zu lernen ist als Französisch, aber ich finde diesen Vergleich bedenklich.
Wenn jetzt ein angehender Lateinlehrer nicht im Studium gründlich lernen würde, Latein aktiv anzuwenden, würde er es vermutlich auch selbst niemals hinreichend passiv beherrschen. Dies scheint mir auch "einehemaliger" anzudeuten, wenn er beschreibt, dass selbst manch ein Lateinstudent nie an den Punkt kommt, wo er lateinische Texte richtig lesen kann.
Ich jedenfalls würde zu gerne mal ein Experiment sehen, bei dem Schulklassen Latein so beigebracht bekommen, wie man heute moderne Fremdsprachen lehrt und dann am Ende vergleichen, ob diese nicht schneller und besser lateinische Texte übersetzen könnten, als diejenigen, die es auf klassische Weise gelernt haben.
MfG Goldenhind |
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woosh Gast
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Verfasst am: 13. Nov 2010 21:17 Titel: |
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also ich bin mit Deufi gut ausgekommen, er ist halt durch und durch Philologe, damit muss man halt leben. Aber dafür hat man ja Fr. N. und Fr. V. und ich hab echt noch nirgends eine urigere Person kennengelernt als diese knuffige Dame mit ihren Hörgeräten Ich fand die toll.
Und ob die Dinger jetzt Lat Grammatik, Sprachkurs oder Stilübung I-X heißen ist effektiv gehupt wie gesprungen. Der Inhalt ist überall der gleiche. Erst Basic-Grammatik Wiederholung, dann die ganzen Nebensätze, dann Gerundium /Gerundivum, Modi im HS und irgendwann noch Orat. Obl. Und am Ende muss man halt alles beherrschen. Wie die Unis das nun alle nennen und ob sie den Stoff in 3 oder 4 Kurse aufteilen oder ob es zusätzlich zu den Stilübungen noch gesonderte Klausurenkurse gibt...die Materie bleibt die gleiche. Latein wird ja nicht neu erfunden, nur weil man an ner anderen Uni ist und am Ende muss man so oder so alles abgedeckt haben. Aber gut, Geschmäcker sind verschieden. Ich fand es überhaupt nicht schlimm und auch nicht mega arbeitsintensiv. Im Gegenteil, die Summe der Scheine war echt überschaubar im Verhältnis zu denen, die ich in Rheinlandpfalz hätte machen müssen ...
Aber gut, jedem steht sein Urteil frei
Hauptsache wir haben's StEx in der Tasche und alles ist hübsch. |
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Das Thema
Lateinstudium - Seite 2
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