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Filmkritiken
 
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Antigone
Servus


Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 9
Wohnort: Düsseldorf

BeitragVerfasst am: 02. Okt 2004 16:00    Titel: Filmkritiken Antworten mit Zitat

Wie wäre es mit einem Thread über Filmkritiken, davon kann jeder profitieren, wenn die Kritiken gut geschrieben sind.
Sie sollten enthalten:
kurze Inhaltsangabe ohne spoilen
Darstellerkritik
Handlungskritik
Gesamtkritik
Wertung von 1-10 1= sehr schlecht, 10= absolut herausragend.
Natürlich sind Filmkritiken nicht sonderlich objektiv, können aber vielleicht trotzdem den ein oder anderen weiterhelfen...

So, ich fange dann mal mit meinem Lieblingsfilm an:
"Spiel mir das Lied vom Tod"
von Sergio Leone, mit Henry Fonda, Charles Bronson und Claudia Cardinale
Inhalt: Eine frisch vermählte junge Frau möchte zu ihrem Mann reisen, doch findet sie ihn und dessen Familie tot auf. Darauf baut sich dann die eigentliche Filmhandlung auf. Die junge Frau baut unter dem Schutz eines Revolverhelden, den Mann mit der Mundharmonika, eine erweiterte Farm und eine Stadt auf, muss sich aber vor den Mördern ihres Mannes schützen. Vor allem im Dasein des Mundharmonika-Spielers gibt es viel Wendungen und ein Familienschicksal, das am Ende auf tragische Art und Weise seine Rache findet.
Darsteller: Sehr gute Charakterzeichnung und kein eindeutiges Kennzeichen von Gut und Böse. Die Mimik und Gestik der Darsteller stellt sich als das wichtigste Element der Darstellung heraus, wobei besonders Charles Bronson als "Mundharmonika" glänzt.
Handlung: Niemals langatmig oder langweilig, doch keine atemberaubende Action, vielmehr ein ruhiger Western, der von den Charakteren lebt, nicht von Schießereien oder Prügeleien, die allerdings der Spannung halber nicht fehlen. Keine übertriebenen Handlungsabläufe.
Gesamtkritik: Der Western ist ein Meisterwerk der Filmgeschichte und besticht durch die Kameraführung, die eingängliche beängstigende Musik der Mundharmonika und die gute Darstellung der Charaktere. Nicht dialog- und actionlastig, sondern eine perfekt inszenierte bedrückende Stimmung, die erst am Ende explosoinsartig aufgelöst wird.
10/10
(wie gesagt nicht 100% objektiv Augenzwinkern)

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"Quinam igitur dicendi est modus melior nam de actione post videro quam ut Latine ut plane ut ornate ut ad id quodcumque agetur apte congruenterque dicamus?" De Oratore, Liber Tertius, Marcus Tullius Cicero
Thomas
Administrator


Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 228

BeitragVerfasst am: 02. Okt 2004 18:21    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Antigone,

gute Idee Thumbs up!

Mal sehen, ob ich auch mal eine Kritik zusammenbringe, wenn ich meinen nächsten Film gesehen habe smile

Gruß,
Thomas
Antigone
Servus


Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 9
Wohnort: Düsseldorf

BeitragVerfasst am: 06. Okt 2004 23:38    Titel: Antworten mit Zitat

So, aus recht aktuellen Anlass: Der Untergang

Darsteller: Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara, Corinna Harfouch, Heino Ferch u.v.a.
Regie: Oliver Hirschbiegel, Drehbuch: Bernd Eichinger

Inhalt: Die letzten Tage des Führers im Bunker in Berlin, die Niederlage des dritten Reiches, die Kapitulation der Wehrmacht und schließlich auch SS aus deutscher Sicht, vor allem aus Traude Junges Sicht, Hitlers Sekretärin.
Darsteller: Einfach der Wahnsinn wie Bruno Ganz Hitler interpretiert. Er spielt beeindruckend menschlich den Führer, der vor allem nur noch krank und zerbrechlich war (Parkinson). Er ist auf der einen Seite der harte Führer, der die Juden verfolgen ließ und nun zur Stunde seines Todes das deutsche Volk im Stich lässt, indem er ihm die Schuld am Untergang des Reiches gibt. Auf der anderen Seite ist er sehr höflich, freundlich und familienbezogen. Er liebt die Kinder Göbbels und er liebt seine baldige Frau Eva Braun. Er schätzt und respektiert seine Mitarbeiterinnen (Sekretärinnen und Köchin), doch ist gnadenlos mit denen, die es wagen, ihn zu kritisieren.
Alexandra Maria Lara überzeugt als Traude Junge, die nie wirklich zu wissen schien, was der Führer eigentlich angerichtet hat. Sie schätzt ihn, will ihn aus Mitleid nicht im Stich lassen, doch weiß sie sehrwohl wie er mit seinem Gefoge umgeht. Doch sie kennt nicht die Hintergründe über die KZs und Morde an Juden, Sinti und Roma usw. Sie sieht vieles kritisch, doch reicht ihr Wissen über Hitlers Machenschaften nicht aus, um zu erkennen, was wirklich passierte. Das wird wirklich gut rübergebracht.
Corinna Harfouch als fanatische Magda Göbbels ist genauso überzeugend und emotional gespielt wie eigentlich alle Charaktere dieses Films.
Handlung: Die Dramaturgie besticht durch die wahnsinnig vielen Details, der ganze Film lebt von der geschichtlichen Recherche sowie die detailierten Gewaltszenen und Wutausbrüche des Führers. Viel Politik, macht ihn mitunter langatmig, viel Gewalt, viele Anhaltspunkte, die zeigen, dass das deutsche Volk ebenso Opfer war wie die Juden. Zitat Göbbels:" Sie haben ihren Führer gewählt und sich als zu schwach erwiesen. Nun soll das deutsche Volk sehen, wie es da raus kommt. Ich jedenfalls kann kein Mitleid für solch ein schwaches Volk empfinden."
Zitat Hitler auf die Bemerkung, dass 20000 Offiziere an der Front umkamen:" Dazu sind die jungen Leute doch da."
Gesamtkritik: Zeitweilig langatmig durch zuviele politische Diskussionen, die in Wutausbrüche des Führers enden (man hätte diese nicht so oft zeigen müssen). Ergreifend und hart, aber dennoch wahrhaftig. Der Film hinterlässt keine Zweifel, dass Hitler menschlich ist wie jeder ander auch und der Film zeigt, dass die Zivilbevölkerung keine Schuld am dritten Reich hat. Manche Staaten sollten diesen Film sehen, um dies auch zu erkennen. Glanzvolle schauspielerische Leistung, allen voran Bruno Ganz. Einige Gewaltszenen fand ich übertrieben.

9/10 Punkten

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"Quinam igitur dicendi est modus melior nam de actione post videro quam ut Latine ut plane ut ornate ut ad id quodcumque agetur apte congruenterque dicamus?" De Oratore, Liber Tertius, Marcus Tullius Cicero
MacHarms
Quaestor


Anmeldungsdatum: 26.10.2004
Beiträge: 48
Wohnort: Hamburg

BeitragVerfasst am: 31. Okt 2004 10:55    Titel: nil desperandum Antworten mit Zitat

Dies soll keine Filmkritik im eigentlichen Sinne sein, und ich werde den Teufel tun, mich an Antigones Schema zu halten; immerhin hat er einen Bezug zum Lateinboard, wie sich gleich zeigen wird.
Es handelt sich um den Film "Jung und Unschuldig" (Young and Innocent, 1937), einen der letzten Filme, die Alfred Hitchcock machte, bevor er (1939) nach Hollywood ging.
Er handelt von einem jungen Mann (Derrick de Marney), der beschuldigt wird, seine Geliebte abgemurxt zu haben, weil man ihre erdrosselte Leiche am Strand gefunden hatte, mit dem Gürtel seines Trenchcoats um den Hals. Vor Gericht wird er von einem Pflichtverteidiger vertreten, der ihn immer wieder mit den Worten "nil desperandum" zu trösten versucht. Dem Beschuldigten gelingt es, aus dem Gerichtssaal zu entfliehen; dabei sieht man Hitchcock himself als Fotoreporter vor dem Gerichtsgebäude herumlungern. Bei der weiteren Flucht wird dem vermeintlichen Täter von einem jungen Mädchen geholfen (Nova Pilbeam), das ausgerechnet die Tochter des Polizeichefs ist (für Fans antiker Autos: sie fliehen in einem "Bullnose Morris").
Eine lustige Szene: der Polizei geht bei der Verfolgungsjagd das Benzin aus, und die Beamten halten kurzerhand ein Bäuerlein an, das mit einem kleinen zweirädrigen Wagen ein dutzend Ferkel zum Markt fährt, und verlangen, mitgenommen zu werden. Beim Besteigen des Wagens müssen die Bobbies ihre Füße durch ein weitmaschiges Drahtnetz zwängen, das die Ferkel am Entweichen hindern soll, und einer von ihnen sagt "das ist aber recht unbequem hier", worauf der Bauer entgegnet "der Wagen ist ja auch nur für kleine Schweine gemacht".
Gegen Ende des Films wird der wahre Täter, der Trommler einer Tanzkapelle, eingekreist, wobei es in einem Tanzsaal die bis dato längste Fahraufnahme gibt, und gespielt wird das Lied vom "Drummer Boy".
Ach ja, eine Bewertung des Films hätte ich auch noch zu bieten; nicht meine, sondern die von Leonard Maltin in seinem "2005 Movie Guide" (# 1 bestseller): drei Sterne von vier.
Ich hoffe, ich habe jemanden auf den Film neugierig gemacht; es gibt ihn von Zeit zu Zeit im Fernsehen.
MacHarms
jama
Administrator


Anmeldungsdatum: 09.03.2004
Beiträge: 38

BeitragVerfasst am: 02. Nov 2004 23:27    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe den Film gerade eben erst gesehen und muss auf folgendes Zitat eingehen:

Zitat:
Der Film hinterlässt keine Zweifel, dass Hitler menschlich ist wie jeder ander auch und der Film zeigt, dass die Zivilbevölkerung keine Schuld am dritten Reich hat. Manche Staaten sollten diesen Film sehen, um dies auch zu erkennen.


Was wird dadurch anders, dass er "menschlich" ist? Und darf ich Dich an das letzte Zitat im Film erinnern? "Jung zu sein, ist kein Grund nichts zu erfahren." Etwas einseitige Interpretation des Films Deinerseits... aber das sollte wohl in ein neues Thema.

Gruß,

Jama
Thomas
Administrator


Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 228

BeitragVerfasst am: 02. Nov 2004 23:42    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Film zeigt, dass die Zivilbevölkerung keine Schuld am dritten Reich hat.


Dies kann man so sicherlich nicht stehen lassen - die Zivilbevölkerung kann IMMER etwas tun.

Gruß,
Thomas
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