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Knut Hacker
BeitragVerfasst am: 13. Jan 2011 14:00    Titel:

Goldenhind hat Folgendes geschrieben:
Hast du den Artikel denn dann auch entsprechend geändert, bzw. einen Beitrag auf der dortigen Diskussionsseite geschrieben?

Danke für die Anregung, aber ich halte so viele Wikipedia-Darstellungen auf verschiedenen Gebieten zumindest für klarstellungsbedürftig, dass ich es mir selbst auferlegt habe, mit der "Besserwisserei" erst gar nicht anzufangen.
Ich überlasse es aber dir gerne, eine Berichtigung anzubringen, wenn Du meine Auffassung teilst, dass die Wikipedia-Darstellung nicht korrekt ist.
Goldenhind
BeitragVerfasst am: 12. Jan 2011 22:17    Titel:

Hast du den Artikel denn dann auch entsprechend geändert, bzw. einen Beitrag auf der dortigen Diskussionsseite geschrieben?
Knut Hacker
BeitragVerfasst am: 12. Jan 2011 20:50    Titel:

Ich habe überprüft. Wikipedia zitiert genau die Quelle, die ich im Anfangsbeitrag angegeben habe. Dort ist von einer zweimaligen Öffnung der Büchse keine Rede. Es bestätigt sich halt wieder einmal, dass Wikipedia nicht wissenschaftlich zitierfähig ist.
Knut Hacker
BeitragVerfasst am: 11. Jan 2011 18:36    Titel:

Wikipedia referiert unter Berufung auf Hesiod (Fußnote) , die Büchse sei 2X geöffnet worden.
Zitat:
"Als einzig Positives enthielt die Büchse auch die Hoffnung, bevor jedoch auch ἐλπίς (elpís – griechisch für: „Hoffnung“) aus der Büchse entweichen konnte, wurde sie wieder geschlossen. So wurde die Welt ein trostloser Ort, bis Pandora die Büchse erneut öffnete und so die Hoffnung in die Welt ließ.[1]"
Das gilt es zu überprüfen,da davon bisher offenbar noch niemand gewußt hat.Davon habe ich insbesondere auch nichts in der von mir zitierten wissenschaftlichen Abhandlung erfahren.
Knut Hacker
BeitragVerfasst am: 11. Jan 2011 15:54    Titel:

Anton11 hat Folgendes geschrieben:
Ich weiß das die Büchse kurz bevor das größte Unheil der Menschen freigelassen wurde(die Hoffnung) geschlossen wurde.

Woher weißt du das? Und warum ist dieses Übel dann trotzdem zu den Menschen gelangt?
Anton11
BeitragVerfasst am: 11. Jan 2011 15:00    Titel:

Ich weiß das die Büchse kurz bevor das größte Unheil der Menschen freigelassen wurde(die Hoffnung) geschlossen wurde.
Knut Hacker
BeitragVerfasst am: 11. Jan 2011 14:39    Titel:

Vielleicht hatte sich in die Überlieferung des Mythos - zumindest in einer der Variationen - ein Fehler eingeschlichen,den der gute alte Herodot gar nicht so bemerkt hat. Er hat ja auch sonst sehr munter formuliert ( zum Beispiel bei seinem Marathonläufer: ἔχων τὰ ἔντερα ἐν ταῖς χερσίν ).
Goldenhind
BeitragVerfasst am: 10. Jan 2011 21:30    Titel:

Nein, ich glaube nicht, dass es einen Unterschied macht, wenn man dem Signifikanten elpis ein anderes Signifikat (z.B Erwartung des Schlechten) beilegt. Denn in jedem Fall muss dieses Signifikat irgendeinen Bezug zur (Erfahrungs-)Welt des Menschen haben, was für alles, was auf ewig in der Büchse der Pandorra verbleibt, ausgeschlossen ist
Knut Hacker
BeitragVerfasst am: 10. Jan 2011 20:46    Titel:

Vielleicht erschließt sich das Rätsel durch die Doppelbedeutung des Begriffes ''ἐλπίς" , die im Ausgangsbeitrag erwähnt wird? Aber wie?
Goldenhind
BeitragVerfasst am: 10. Jan 2011 20:27    Titel:

Ich kannte den Mythos wie gesagt so, dass die Hoffnung später doch noch freigelassen wird. Wenn das bei Hesiod anders ist, schließe ich mich der Meinung von Schopenhauer an. Die Funktion eines Mythos ist doch im Allgemeinen, eine Erklärung für bestimmte Phänomene zu liefern, z.B. eben warum es Leid und Hoffnung auf der Welt gibt. Wenn mit der in der Büchse verbliebenen elpis nun etwas gemeint ist, das es auf der Welt gar nicht gibt, kann ja auch niemand (auch nicht Hesiod) wissen, was das eigentlich sein soll und es hat auch keinerlei erklärenden Wert. Wenn aber mit elpis doch die Hoffnung oder ein anderes den Menschen bekanntes Phänomen gemeint ist, dann ist es alleridngs ein Widerspruch, wenn sie dauerhaft in der Büchse bleibt.
Knut Hacker
BeitragVerfasst am: 10. Jan 2011 20:18    Titel:

TonjaSchneider hat Folgendes geschrieben:
ich glaube, ich habe irgendwo auch einmal gelesen, dass sie dann später doch entlassen wird. Aber wenn ich mich so erinnere ... Eigentlich liest man wirklich überall, dass die Hoffnung in der Büchse eingesperrt bleibt. Hmmm ...

Es gibt verschiedene Versionen außerhalb des Originals.
Eine wissenschaftliche Untersuchung zur Deutung ohne Ergebnis findet sich bei Almut-Barbara Renger / Immanuel Musäus, Mythos Pandora, Reclam, ISBN 3- 379-20033-6
Wie zitiet, hat das Problem große Geister der Geschichte bewegt.Und, wie sich aus der Eröffnung des Threads ergibt, einen kleinen Geist.
Knut Hacker
BeitragVerfasst am: 10. Jan 2011 20:10    Titel:

Goldenhind hat Folgendes geschrieben:
Ich verstehe den Mythos nicht so, dass er sagen möchte, dass die Hoffnung auch ein Übel ist, sondern so, dass mit den Übeln letztlich auch die Hoffnung in die Welt gekommen ist


Ich habe das Original mit deutscher Übersetzung vor mir.
Demnach hatte Zeus angekündigt:
" Diesen" (den künftigen Menschen) "werd´ ich dafür ein Übel" (Singular!) "senden, auf dass sich / alle im Herzen erfreuen daran, ihr Übel umarmend."
Was die Sache noch mysteriöser macht!

Speziell zu deiner Interpretation: Die Hoffnung wurde aber doch gerade zurückgehalten und nicht zu den Menschen gelassen. Also unabhängig, ob die Hoffnund als Übel (Verlängerung des Leides) oder als Linderung derselben aufgefasst wird, wurde sie zurückgehalten und landete doch bei den Menschen!
TonjaSchneider
BeitragVerfasst am: 10. Jan 2011 17:08    Titel:

Dass die Hoffnung im Gefäß bleibt, darüber habe ich mich auch schon mal gewundert, aber ich glaube, ich habe irgendwo auch einmal gelesen, dass sie dann später doch entlassen wird. Aber wenn ich mich so erinnere ... Eigentlich liest man wirklich überall, dass die Hoffnung in der Büchse eingesperrt bleibt. Hmmm ...
Goldenhind
BeitragVerfasst am: 09. Jan 2011 22:50    Titel:

Ich habe das Werk von Hesiod jetzt leider gerade nicht vorliegen, aber ich kenne und verstehe den Mythos nicht so, dass er sagen möchte, dass die Hoffnung auch ein Übel ist, sondern so, dass mit den Übeln letztlich auch die Hoffnung in die Welt gekommen ist (nachdem Pandora die Büchse erneut geöffnet hat und die Hoffnung freiließ). Die Hoffnung steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit den Übeln, denn solange es keine Übel in der Welt gab, konnte es auch gar keine Hoffnung geben. Hoffnung bezieht sich immer darauf, dass es besser wird. Solange alles perfekt ist, brauche ich auf nichts zu hoffen. Erst wenn ein Übel eintritt, hat auch die Hoffnung ihren Sinn. Deshalb waren beide im selben Gefäß.
Knut Hacker
BeitragVerfasst am: 09. Jan 2011 21:32    Titel: Büchse der Pandora

Der Mythos von der Büchse der Pandora gibt keinen rechten Sinn.Ich möchte im folgenden den Meinungsstand kurz skizzieren und wäre Euch für zusätzliche Informationen sehr dankbar.

I Die Überlieferung:

1) Hesiod, Tage und Werke, Verse 42-105 (Auszüge):

„.....
Aber es hob vom Gefäße das Weib den gewaltigen Deckel
Und zerstreute, was drin war, den Menschen zu traurigem Kummer.
Da blieb einzig die Hoffnung in unzerstörbarem Hause,.
Drinnen unter dem Rand des Gefäßes, und flog nicht hinüber:
Denn zuvor schon warf sie darauf den Deckel des Fasses,
Nach Zeus´Rat, der die Ägis führt und die Wolken versammelt.
Aber noch tausend andere Not schweift über die Welt hin:
…..“


II Das Problem der Auslegung:

Die Hoffnung war demnach eines der im Gefäß enthaltenen Übel. Sie wurde aber zurückgehalten. Dennoch hegen sie die Menschen.

Dazu Theognis, Scholion zu Hesiod, Werke und Tage, Vers 97 a:

„Wie, sagt er, kann das sein, dass sie im Pithos (Gefäß) geblieben ist? Denn die Hoffnung ist doch bei den Menschen; das hat auch Komanos, der Erzmundschenk des Königs, als Problem gestellt.Es sagt nun Aristarch, dass die elpís kakôn, die Erwartung des Schlechten, blieb, die elpís agathôn, die Hoffnung auf das Gute, aber herauskam.“

Almut-Barbara Renger / Immanuel Musäus schreiben dazu:

„Eines der für die Rezeption wichtigsten Motive des Pandora-Mythos bildet die elpís. Der Begriff steht im Griechischen sowohl für das, was wir als „Hoffnung“ bezeichnen, als auch für die „Erwartung“, und zwar auch von schlimmen Dingen. Diese Mehrdeutigkeit spielt in fast allen Fortschreibungen des Mythos nach Hesiod eine Rolle.“

Schopenhauer kam da nicht klar:

„Die Fabel von der Pandora ist mir von jeher nicht klar gewesen, ja ungereimt und verkehrt vorgekommen. Ich vermute, dass sie schon von Hesíodos selbst missverstanden und verdreht worden ist.“

III Die Auffassung großer Geister der Neuzeit:


„Aus der Büchse der Pandora, in der alle Übel der leidenden Menschheit wimmelten, ließen die Griechen als letztes und schrecklichstes die Hoffnung schlüpfen.“ (Camus)

„Zeus wollte nämlich, dass der Mensch, auch noch so sehr durch die anderen Übel gequält, doch das Leben nicht wegwerfe, sondern fortfahre, sich immer von Neuem quälen zu lassen. Dazu gibt er dem Menschen die Hoffnung: sie ist in Wahrheit das übelste der Übel, weil sie die Qual der Menschen verlängert.“(Friedrich Nietzsche; Menschliches, Allzumenschliches, Die Hoffnung)

Hoffnung, das Übel aus der Büchse der Pandora, welche die Menschen verblendet
(Hannah Arendt, Vita Activa)

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